Würzburg

Erste Theaterpraxis

 

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Wagners Wohnhaus in Würzburg. Historische Ansicht und heute.  
   

Im Januar 1833 reiste Wagner nach Würzburg zu seinem Bruder Albert, der dort am Stadttheater (im Zweiten Weltkrieg zerstört, befand sich schräg gegenüber des heutigen Mainfranken Theaters, etwa dort, wo die Spiegelstraße auf die Theaterstraße trifft) als Sänger engagiert war. Wagner lebte in einer bescheidenen Stube im Haushalt seines Bruders, nicht weit vom Theater, in der Kapuzinergasse (Kapuzinergasse 7, Gedenktafel) und trat auf dessen Vermittlung die befristete Stelle eines Chordirektors am gleichen Haus an. Das Engagement beinhaltete ein eher spärliches Gehalt von "monatlich 10 Gulden" für "saure Arbeit" ("Mein Leben"). Das umfangreiche Repertoire beinhaltete Herolds "Zampa", Cherubinis "Wasserträger", Webers "Freischütz", Beethovens "Fidelio" und Aubers "Fra Diavolo", außerdem standen Neueinstudierungen von Meyerbeers "Robert der Teufel" und Marschners "Vampyr" auf dem Spielplan. Dennoch fand Wagner auch Zeit für private Vergnügungen. Er verliebte sich zweimal für kurze Zeit, traf sich mit Freunden, war in Prügeleien verwickelt und machte "oft Ausflüge in die Umgebung, wobei es in bayerischem Bier und fränkischem Wein lustig herging."

Zu seinem Stammlokal wurde ein östlich vom Zentrum, am Galgenhügel, gelegener Biergarten und -keller (Rottendorferstr. 29, Marmorgedenktafel am Gartenhaus): "Der »Letzte Hieb«, ein auf anmutiger Höhe gelegener öffentlicher Biergarten, ward fast allabendlich Zeuge meiner wilden, oft enthusiastischen Lustigkeit und Ausgelassenheit." ("Mein Leben")

 

 

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  Blick vom letzten Hieb auf die Stadt. Gemälde von A. Ch. Geist (1835-1868),    
   

Mit Ende der Theatersaison endete auch Wagners Engagement als Chordirektor. Er blieb in der Stadt und arbeitete an seiner neuen Oper "Die Feen", auf deren Uraufführung er in Würzburg hofft. Den ersten Akt schloss er bereits im August ab, den zweiten und dritten im Lauf des Jahres. Erste Teile der Oper wurden tatsächlich in Würzburg uraufgeführt: "Als der Winter herannahte und das Theater wieder begann, trat ich zwar nicht wieder in Beziehung zu diesem, tat mich aber desto mehr in den Konzerten der Musikgesellschaft heraus, in welchen ich meine große C-dur-Ouvertüre und Symphonie, sowie endlich auch Stücke aus der neuen Oper selbst zur Aufführung brachte. Eine Dilettantin mit vorzüglicher Stimme, Fräulein Friedel, sang die große Arie der Ada; und zudem kam ein Terzett zu Gehör, welches auf meinen Bruder, der darin mitsang, bei einer Stelle, wie er mir selbst gestand, zu seiner Überraschung eine so ergreifende Wirkung machte, daß er darüber seinen Eintritt verfehlte." ("Mein Leben")

 

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Stadtplan von Würzburg um 1909. Das ehemalige Stadttheater befindet sich oberhalb der Mitte des Ausschnitts, parallel zur Schrannenhalle, das heutige Mainfranken Theater etwa dort, wo sich die Ludwigshalle (1852-1869 Ludwigsbahnhof) befand.

Im Januar 1834 stellte Wagner die Partitur fertig und ging eilig nach Leipzig zurück, da er auf Vermittlung seiner Schwester auf eine dortige Uraufführung hoffte. Der Versuch schlug allerdings fehl: Die Oper blieb, obwohl schon angekündigt, aufgrund von Differenzen mit der Theaterleitung und dem Regisseur ungespielt.