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Minna Planer (Ehefrau No. 1) über sich selbst

(Ausland) Aber dennoch ist es so ganz anders, ich fühle mich nicht so gemütlich in ihrer Gesellschaft, meine Freundinnen in Deutschland würden mich glücklich machen können, hätte ich sie hier. (1849/50, an MS)

(Ausland) Denn wenn Du nach Paris gehst, bin ich wieder stets allein, ich gewöhne mich unter fremden Leuten schwer ein. Du bist darin glücklicher als ich, etwas Neues zieht Dich viel mehr an, darum glaube ich auch, dass du sehr geliebt und gefeiert wirst, doch kann es kaum möglich sein, dass man Dich in Zürich mehr ehrt und vergöttern wird, als das anfangs in Dresden der Fall war, Du kannst sehr liebenswürdig sein, wenn Du willst. (18.7.1849, an W vor ihrer Ankunft in Zürich)

(Ausland) Die Sprache kann ich auch gar nicht mehr leiden, will lieber den ohnehin oberflächlichen französischen Umgang meiden, ich lerne deshalb auch nichts, liebe nur deutsch zu sprechen. (10.2.1860, an MS)

(Ausland) Du glaubst nicht, wie mir noch heute zu Mute ist, wie traurig bin ich und wie ich nicht aufhöre, an Euch, meine Lieben zu denken! Richard war genötigt, sich zu zerstreuen. Seine Angelegenheiten beschäftigen ihn; ich aber, wenn ich Zerstreuung hätte finden können, habe sie geflohen, denn alles widert mich an. Paris ist mir wie ein Himmel, und nur mit Tränen denke ich daran zurück. Wer hätte das glauben sollen, als wir nach Paris kamen, dass es mir einmal so schwer werden könnte, es wieder zu verlassen (...) Nie ist es mir so hart angekommen, mich zu trennen. Für nichts habe ich hier noch Sinn. (29.4.1842, an CC, nach Umzug Paris - Dresden)

(Ausland) Hier ist es unausstehlich; Eine Sonnglut, keinen Schatten, keinen nahen schönen Spaziergang, immer muss man steigen, wozu man doch nicht immer Lust hat; nur schöne Fernsicht, an die man sich aber auch gewöhnt ... Ich kann Ihnen versichern, meine lieb. Mathilde, dass ich Reisen und herumziehen, recht herzlich satt habe und beneide immer diejenigen, die einen steten Aufenthalt haben. – Dass Sie bei mir wohnen, versteht sich, geduldige Schafe gehen viele in einen Stall, sagt man, eine so liebe Freundin bescheidet sich gern; oder packen Sie gleich nach Empfang dieses Briefchens zusammen, wenn es Ihre Zeit erlaubt, und kommen gleich, dann sind wir recht ungeniert, da Richard nicht da ist, Sie schlafen in seinem Bett, in drei Tagen sind Sie hier, Sie reisen mit der Eisenbahn über Hof und Bayern. (12.7.1852 , an MS in Bezug auf das Domizil am Zürichberg)

(Ausland) Ich bin es recht herzlich müde mich auf meine alten Tage heimatlos von Ort zu Ort herumzutreiben zu müssen. Wäre Richard mir nicht entgegen gewesen, in Weimar hätte ich mich auf jeden Fall niedergelassen. (1861, Zwickau)

(Ausland) Im Monat Februar will Richard mit mir nach Paris gehen, um eine Kur unter der Aufsicht eines ihm bekannten Arztes zu machen, mir graut davor! Im Frühjahr kommen wir hier zurück: Überhaupt soll Zürich in jedem Verhältnis des Lebens eine Heimat für uns sein, selbst wenn eine Anarchie einmal einsetzen sollte, woran ich für meinen Teil zweifle ... Wenn man keine Dienstboten hat, gibt es doch zu viele kleine unangenehme Beschäftigungen, die einem die Zeit recht wegnehmen. Natalie ist mir nur eine schwache Hilfe und in meinem Gatten habe ich mindestens 4 kleine Kinder zu versorgen, schon die zwei Bäder, die er täglich im Hause nimmt, wollen erwärmt sein und erfordern viel Mühe. (19.11.1852, an MS)

(Ausland) Kunstgenüsse haben sich uns auch schon dargeboten, sie waren aber wahrhaft lächerlich, es waren nämlich Konzerte und Dilettanten ausgeführt, mir war es als hörte ich lauter Kinder singen und Klavierspielen; wäre das bei uns gewesen, hätte ich laut gelacht, so aber musste ich ernsthaft bleiben, weil es im fremden Land war, und die Leute fanden es schön. (23.11.1849, an MS)

(Ausland) Nachdem ich seit gestern ununterbrochen bis 1 Uhr mit den Schnellzuge angekommen, lief ich gleich herum um eine nette Wohnung zu suchen, wo wir beide mit einander hausen werden und ist mir denn auch wirklich gelungen eine zu finden, dass ich Sie ungescheut einladen kann, mit mir in einem ziemlich geräumigen Zimmer zu schlafen, das Wohnzimmer ist besonders, aber nicht zu schnarchen erlaubt ist. Sie wohnen also bei mir. Was ich dafür bezahle geht Ihnen nichts an, das Übrige findet sich! ... Wie wollen wir mit einander herum laufen, es ist überall, wohin ich sehe, schön, Kommen Sie, ich bitte, damit Sie recht lange hier sind. O wie freue ich mich Sie hier zu haben! Die Möglichkeit dass Sie nicht können, kann ich mir gar nicht denken, es wäre für mich zu betrübend, ich habe mir alles so reizend gedacht, und Ausflüge wollen wir machen herrje, dass die Götter sich freuen sollen, wie wir guten Kinder glücklich sind. (Juli 1860, an MS, von der Kur in Bad Soden)

(Ausland) Nur für Sie bin ich noch in Zürich, für alle Anderen unbedingt in Paris. (Februar 1850, an MS)

(Ausland) Paris, dass ich vergessen kann, da es mir nichts als Ärger, Aufregung usw. gebracht hat, und ich auch so gut wie nichts habe kennen lernen, da eine Frau hier nicht in ein Theater oder sonst wohin allein gehen kann, immer nur mit meinen Tieren allein bin, freue ich mich auf mein Deutschland, wo ich doch immer noch am glücklichsten war. Richard sehe ich meistens nur beim Essen, sonst den ganzen Tag nicht. Dennoch beklagt er sich in letzter Zeit sehr, ich sitze ihm immer auf den Nacken. Unsere Zimmer nämlich sind durch einen großen Salon dazwischen getrennt, – ich vermeide auch mich vor ihm sehen zu lassen, weiche aus wo ich kann, weiß aber nicht wohin ich wieder einmal verschwinden soll ... Unser Zusammenleben kann nur noch bestehen, wenn er ein halbes Jahr hier ist, ich dort, kommt er zurück, so müsste ich hier sein, da meine Gegenwart ihn überall im Wege und zuviel ist. So geht es endlich einer alten, viel und hart geprüften Frau, und dumme Menschen beneiden mich noch um mein Los. Natalien werde ich schreiben, dass sie Ihnen oder der Tichatscheck die Coupons schickt, damit Sie mir ein paar Interessen mitbringen, aber ja nichts den R. merken lassen, sonst wären sie in einem Tag hin. Fast möchte ich einen 100 Thr. Schein verkaufen, ich will es noch etwas abwarten, dann der Tichatscheck schreiben ... Haben Sie nur keine Sorge um mich, ich bin eine viel zu vernünftige ruhige Frau, habe manches überwinden gelernt, und werde es auch noch. Ich freue mich auf das Zusammensein in Soden, wo wir uns recht ausplaudern können (22.6.1860, an MS aus Paris)

(Ausland) Sehne Dich nicht danach, für immer wieder nach Deutschland zurückzukehren. Es wird Dir wie mir gehen, alles kommt uns so erbärmlich vor. Auf einem Besuch ist das natürlich etwas anderes. Aber wenn man bedenkt, dass es für immer ist, so ist es grässlich. Dabei ist hier alles so teuer geworden, dass man nicht einmal den Trost hat, wenigstens wohlfeiler zu leben ... hier wird es mir nie mehr gefallen! (1842, an CC, nach Umzug von Paris nach Dresden)

(Ausland) Seit mehr als 14 Tagen bin ich hier, trinke Ziegenmolken und Luft. war eine Woche ganz allein, das Wetter war und ist noch immer sehr schlecht, dennoch vergeht mir die Zeit so unendlich schnell, dass ich schon vor der Heimreise zittere. Hier lebe ich im wahren Sinne des Wortes wie Hans ohne Sorge, die ich alle unten im Tal zurückgelassen. Meine kleine höchst einfache Zelle ist mir lieb geworden, ein wahres Asyl! – Keine seidenen Möbel drücken mich hier, wozu auch dieser laute Tand, mein Leben war ohnedies so bunt, dass dieser nicht mehr zu meiner Stimmung passt. In nächsten Tagen erwarte ich Richard, gebe Gott, dass es ihm nur einige Tage wenigstens gefallen möchte; aber mir ist vor dieser Unruhe ordentlich schon bange, ewiges Raisonnieren und alles schlecht finden. (18.7.1854, an MS, von der Seelisberg-Kur)

(Ausland) Wagner wird [aus Paris] erst in 4-6 Wochen wieder zurückkehren, wie lange wir dann noch bleiben, ist ungewiss, da man ja die Flüchtlinge über kurz oder lang ausweisen muss. In Frankreich ist für Wagner kein Asyl und nach London gehe ich nicht mit, lieber komme ich nach Deutschland zurück und bitte dann meine Freundinnen mir eine Stelle zu verschaffen, die meinem Wirkungskreis angemessen, um nicht das Gnadenbrot essen zu müssen, das wäre für mich das fürchterlichste. (26.2.1850, an MS, aus Zürich)

(Eltern) Ich darf gar nicht daran denken, ohne nicht die bittersten Tränen dabei zu vergießen, sie so hilflos zurück lassen zu müssen, Gott möge ihnen bald ein seliges Ende verleihen, und mir die Sünde verzeihen, dass ich es wünschen muss! (3.8.1849, an W)

(Eltern) Möchte der Vater auch seine Launen und der Mutter viel Sorge gemacht haben, so nimmt der Tod alle Erinnerungen der Art, allen Groll mit in das kalte Grab ... Nun ist abermals ein Glied von der Kette gelöst, bald auch wird es nicht besser mit uns ergehen, nun, wie Gott will. (19.12.1855, an MS)

(Eltern) Sie wissen, wie ich die Mutter geliebt, wie schwer mir der Abschied damals, als ich nach Dresden kam, wurde, es wollte mir das Herz zerreißen, als ob ich geahnt, dass ich die gute Mutter nicht mehr sehen würde. Des Vaters Tod ging mir vor 3 Monaten trotz allem sehr nahe, aber der Verlust meiner herzensguten Mutter hat mich furchtbar angegriffen. (29.3.1856, an MS)

(Freundinnen) Gewiss haben Sie schon gedacht, die Minna hat ihre Sehnsucht, uns zu sehen, schon wieder beschwichtigt. "Nein. Im Gegenteil", ich konnte die Zeit des Wiedersehens nicht erwarten und [bin] halb krank Tage und Nacht, durch die eklige Cholera gereist, ist das nicht Heldenmut? Da ich den Tod nicht gescheut, werden auch Sie nicht zurückbleiben und Ihr Versprechen halten, den kleinen Weg nicht scheuen, um Ihre alte Minna zu sehen. O, wie unendlich freue ich mich, auf dieses Wiedersehen, kommen Sie ja, bitte! Kläre hat mir geschrieben, dass auch Sie bei ihr wohnen können, wie schön! Da wollen wir recht pappeln und klatschen. Könnten Sie sich nur einrichten recht lange zu bleiben, da wollen wir ein rechtes Götterleben führen. (15.9.1858 an MS)

(Geld) Zweck meines Schreibens ist also nur, dass ich Ihnen heut den Leihhauszettel von meinem Silberzeug zusende, mit der Bitte, ihn sogleich meiner Mutter zu übergeben, wozu Sie ihr, meine liebe Freundin freilich auch das Geld zum Prolongieren vorstrecken sollen, ich würde es wahrlich nicht wagen, so unverschämt zu sein, wenn ich nicht schon so oft Beweise Ihrer treuen Freundschaft hätte, es ist die höchste Zeit, wie ich zu meinem großen Schrecken einsehe, und ich besitze im Augenblick keinen Gulden. Meine Angst ist darum groß, und ich bitte um eilige Besorgung. (15.5.1850, an MS)

(Herzleiden) Bis Ende März bleibe ich allen Behörden zum Trotz hier, sie können mich nicht mit der Polizei fortbeißen lassen, da ich nicht gesund genug bin, im Winter weiter reisen zu können, was mein Arzt bestätigen wird. So geht es mir in der Fremde. (1861, Dresden)

(Herzleiden) Dass Dir ein lieber weiblicher Umgang fehlt, kann ich begreifen, denn was kann man mit Männern besprechen? Entweder sie sind zerstreut oder schlechter Laune. Ich wollte, ich könnte Dir ein paar Freundinnen von mir schicken. Da sie mich krank wissen, sind sie überaus lieb und gut, sie lassen mich keinen Abend allein, oft waren 4-5 da, was mir während meiner großen Schmerzen wo ich im Bett an nichts teilnehmen konnte, oft ein bischen störend war, jetzt kommen sie immer noch, nun ist es mir angenehm, weil ich doch ein Wort mitsprechen kann, wobei ich mich ungeniert in meinem Sorgenstuhl zurücklege. Männer kommen gar nicht in meinen Bereich, nur der Doktor und mein Bewohner, der nicht zählt, und den ich oft drei Wochen nicht sehe. (16.12.1865, CC)

(Herzleiden) Den zweiten Osterfeiertag mussten Blutegel gesetzt werden und an Aufstehen war gar nicht zu denken. Durch diese abermalige Blutentziehung wurde ich, wie gewöhnlich, sehr aufgeregt, dass ich trotz des Verlangens nach Schlaf mehrere Tage und Nächte keine Ruhe fand. Auf jeden Fall regte mich der Gedanke des nahen Auszugs, wo ich all die Sachen packen sollte noch mehr auf, dass das Fieber nur noch vermehrte. (7.6.1857, an MS)

(Herzleiden) Die dummen neuen Aufregungen die ich noch vor meinem Fortgehen von dem schönen Dresden vor beinahe 3 Monaten durch meinen guten Mann abermals erleiden musste, haben mich wieder bedeutend und für lange zurück gebracht, wie dies bei Herzleiden ja so leicht der Fall ist. Muss ich nicht alles Vertrauen verlieren, wenn mir das kaum Versprochene, dass mir nur noch Gutes begegnen soll d.h. keine Beleidigungen mehr zu ertragen habe, immer wieder gebrochen wird? Nein, da gehört ein ganz besonderer Charakter dazu, um noch zu vergessen – und gesund zu werden. Meinen Mann mit einem anderen tauschen, möchte ich nicht um eine Welt, im Gegenteil, – ich möchte in Ruhe und Frieden in einer Ecke der Welt mein bischen Leben vollend verbringen, glaube das. (29.8.1859, an EH)

(Herzleiden) Du glaubst nicht, wie wohltuend mir Deine Briefe sind. Sie sind ein wahrhaft lindernder Balsam für mein noch immer wundes Herz. Könnt' ich als Dank dafür all Deine Schmerzen, die Deiner armen Hände nicht ausgenommen, wegzaubern für alle Zeiten, wie gern täte ich dieses. Nun warte nur; wenn wir erst in Tharandt sein werden, will ich meine Kunst, welche ich nur deshalb erlernte, um Dir zu helfen, durch ein bewährtes Sympathiemittel an Dir anwenden, dass du mir aus lauter Wonnegefühl über die Berge fliegen wirst. Ich hänge die Flügel, kann mich noch gar nicht erheben. Kaum, dass ich die Energie habe, einen Brief zu schreiben, wenn auch etwas spät, ich baue auf Deine mir bekannte Nachsicht. Mit der Arbeit geht es mir ebenso. Ich kann jetzt Stunden sitzen und nichts tun, was mir sonst immer unmöglich gewesen wäre, kaum dass ich lese. Dieses Nichtstun macht mich recht traurig. Nur der Gedanke und mein Arzt tröstet mich auf Besserwerden. Spaziergehen kann ich seit voriger Woche, aber höchstens eine halbe Stunde. Dann bin ich ganz erschöpft und sehe sehr elend aus. Vorigen Sonntag war ich nach Monaten zum ersten Mal im Theater. Es wurde Cortez gegeben, eine Oper, die ich ihrer eigentümlich charakteristischen Musik wegen liebe. Ich sehnte mich nach so langer Zeit nach anderer Luft und nach etwas Kunst. (24.1.1866, ein Tag vor ihrem Tod, CC)

(Herzleiden) Du tust überhaupt nicht recht, wenn Du mich mit dem Hinkommen zu sehr pressierst, lege es mir nicht wieder als Mangel von Liebe aus, aber es ist natürlich, meine Gesundheit hat durch diese grässlichen Aufregungen und Strapazen sehr gelitten. Ich sage Dir das im Voraus, damit Du mir keine Vorwürfe bei vorkommenden Fällen machen sollst und ich mich zurück in meine Heimat sehne ... ach, ich vergaß, dass ich keine Heimat mehr habe – Kurz, dass ich mich nicht in andere Verhältnisse sehne. Ich habe in der letzten Zeit keine Üppigkeiten besessen, aber es graut mir schrecklich vor dieser Zukunft. Ich hatte wenig [in Dresden], aber doch gewiss und wir wären doch wieder auf einen grünen Zweig gekommen, diese beruhigende Aussicht war schon Glück genug für mich. (19.7.1849, an W vor der Reise nach Zürich)

(Herzleiden) Durch lange höchst unangenehme Tannhäuseraufregungen klopft mein Herz doppelt stark, dass ich nicht schlafen kann und mich sehr angreift, dazu habe ich seit mehr als drei Wochen einen fürchterlichen Husten, der mir heftige Brustschmerzen gemacht. (18.4.1861, an Tochter Natalie aus Paris)

(Herzleiden) Heimweh nach Zürich. Die hässliche Steinkohlenluft hier bekommt mir nicht gut, ich vermisse darum meine schöne reine Schweizerluft. (1858, Dresden)

(Herzleiden) Ich hänge die Flügel, kann mich noch gar nicht erheben, kaum eine halbe Stunde spazieren gehen Dann bin ich ganz erschöpft und sehe sehr elend aus (1865, an CC)

(Herzleiden) Letzthin fühlte ich mich auch gar nicht recht wohl, ich unterstand es mich auszusprechen, da kam ich aber schön an, Richard schrie mich an und sagte: nun, da können wir ja gleich in das Spital gehen, wenn Du auch noch anfangen willst krank zu sein ... Gott gebe, dass ich gesund bleibe, sonst wirft man mich, wie die Juden, auf den Mist. Dass Richard, jetzt, wo man seine Opern häufig in Deutschland gibt, nicht gegenwärtig sein kann, fühlt er seine Verbannung doppelt, ich sah das kommen und ist nun nicht mehr zu helfen. (9.2.1853, an MS)

(Herzleiden) Mit meiner Gesundheit will es gar nicht vorwärts. Nächsten Donnerstag bin ich schon 9 Wochen hier und immer noch klopft und tobt mein armes Herz als ob es heraus springen wollte. Dazu schlechte Nächte, dass ich gewöhnlich 2 – 3 Stunden der Nacht im Zimmer auf und abspazieren muss ... Es ist gerade dies Leiden ein furchtbarer Zustand und ich mag es darum meinem Feinde nicht gönnen, ich möchte manchmal rasend werden, dennoch halte ich mich und mein Herz stets im Zaume, dass mir kaum jemand anmerkt, was ich leide ... Es ist wirklich abscheulich, wie erbärmlich sich R. gegen seine Frau benimmt, die er doch so krank gemacht hat, Gott möge mir helfen. (1858, an MS, von der Kur in Brestenberg nach dem Wesendock-Eklat)

(Herzleiden) Mit mir ist es noch beim alten nur der Atem hat sich vermindert und schändlich mager bin ich geworden. Steige ich nur eine Treppe muss ich stehen bleiben und nach Luft schnappen. Den Uetliberg könnte ich jetzt nicht mehr ersteigen, doch gehe ich überall mit Ihnen hin, natürlich per Esel oder Pferd. (16.2.1856, an MS)

(Herzleiden) Nächsten Donnerstag bin ich schon neun Wochen hier und immer noch klopft mein armes Herz, als ob es herausspringen wollte ... Ich möchte manchmal rasend werden. Dennoch halte ich mich und mein Herz stets im Zaume, dass mir kaum jemand anmerkt, was ich leide. [Über ihren Geburtstag:] Wenn ich ihn erlebe, wie glücklich würde mich das machen. (...) Sehr oft des Tages und des Nachts muss ich mir einen nassen Schwamm auf mein armes Herz legen, damit es mir nicht zerspringt. Gewöhnlich kann ich nicht schlafen und das ist eben sehr schlimm. (14.6.1858, an EH, von der Kur in Brestenberg nach dem Wesendock-Eklat)

(Humor) Ich denke, da ich nicht das erste Mal allein reise, doch den Ort der Bestimmung zu erreichen, ohne einen Umweg über Australien zu machen. (11.8.1849, an W vor ihrer Ankunft in Zürich)

(Natur) Auf den Rigi zu steigen braucht man von hier aus nur einen Tag, vom Fuße des Rigi braucht man dann nur 4 Stunden tüchtig zu steigen und sieht dann den Sonnuntergang wenn es nicht trübe ist, dann am folgenden Morgen den Sonnaufgang. Das ganze Berneroberland ist bei hellem Wetter zu überblicken, was wohl das Großartigste in seiner Art ist, was man sehen kann; ringsum die majestätischen Schneeberge, überall diese Wunder, man traut seinen Augen kaum. (22.3.1852, an MS)

(Natur) Die Gegend ist wunderschön und könnte mich unter anderen Verhältnissen sehr glücklich machen. (...) Wären Sie hier, so würde ich mit Ihnen die prächtigen Gletscher, die sich bis in die Wolken mit ihren schneebedeckten Feldern, hinter dem einige Meilen langen Züricher-See erheben bewundern und anstaunen, den herrlichen Rigi besteigen, den sagenumwobenen Gipfel, der nur 4 Stunden von hier entfernt ist und einen totalen Überblick über die Schweizer Alpen bietet. (1849/50, an MS)

(Sorgen) Darum erhalte mir Deine Liebe, an der ich mich erwärmen kann, die mich so glücklich macht, ich bin ja keine Glückliche – mir ist alles entrissen, was eine hartgeprüfte Frau in dem jetzigen Alter aufrecht erhielt. (1863 [?], an CC)

(Sorgen) Die Meinigen machen mir in Wahrheit so viel Kummer, dass ich an nichts Freude finden kann, wir sind z. B. wiederholt auf Bällen eingeladen, ich könnte mich aber gar nicht so aufschwingen daran noch Vergnügen zu finden. Auch Richards ewiges Unwohlsein, seine Grillen, ich möchte mich oft recht ausweinen und ich tue es auch, dann fühle ich mich leichter. (9.2.1853, an MS)

(Sorgen) Es fehlte der frohe Lebensmut, wenigstens bei mir, ich musste am Weihnachtsheiligabend so bitterlich weinen, dass ich mich in trauriger Erinnerung gar nicht fassen konnte. (an MS nach Weihnachten 1850/51)

(Sorgen) Ich muss oft meine ganze Vernunft und Kraft zusammen nehmen, nicht einmal die Geduld zu verlieren, aber ich glaube denn doch, dass ich auch Nerven habe, es überfällt mich manchmal ein Weinen, wogegen ich gar nichts tun kann, bis sich der Tränenquell von selbst wieder schließt und dieses nur in Folge des ewigen Gestachels und der Aufregungen. (19.11.1852, an MS)

(Sorgen) So alt und die schrecklichen tiefen Falten, ja, die Sorgen machen nicht schön. (September 1849, an MS, anlässlich ihres 40. Geburtstages)

(über Blandine, Cosimas Schwester) Blandine ist eine ganz gewöhnliche, ich will nicht sagen gemeine Person, die auch bei alle denen die sie kennen in keinen guten Ruf steht, was zwar in Paris nichts sagen will, philiströse, unter denen ich mich leider zählen muss, stößt sie eher ab als anziehen. Frau Ollivier besucht meinen Mann öfter, ohne anständiger Weise nach meiner Wenigkeit zu fragen: ich bin dergleichen gewöhnt und lass alles geschehen ohne die geringste Notiz davon zu nehmen, nur kann ich es mir noch immer nicht verzeihen, dass ich hierher gekommen bin. Fällt in dieser Art wieder früher oder später, etwas Eklatantes vor, so reise ich nach der Schweiz wo ich bleibe. In meine Heimat gehe ich nicht: ich würde mich schämen müssen, da alle mir abredeten hierher zu reisen und mir viel prophezeiten (24.3.1860, an MS aus Paris)

(über Hans von Bülow) Später kam der junge Herr von Bülow, der die Tochter von Liszt geheiratet hat, auf seiner Hochzeitsreise zu uns, das junge Paar wohnte drei volle Wochen bei uns. Dass Bülow ein ausgezeichneter Klavierspieler ist, werden Sie bereits wissen. Es war für Richard wirklich eine Auffrischung, sie musizierten aus der Walküre. (29.10.1857, an MS)

(über Malwida von Meysenbug) Richard unterhält sich sehr gern mit dem hässlichen Fräulein von Meysenbug und alle haben sie gern, sie ist eigentlich eine große Enthusiastin von ihm und dadurch mit ihrer Dame in unser Haus gekommen, die nicht ungerupft, als reiche Engländerin, aus Richards Händen kommen wird. (7.5.1860, an Tochter Natalie aus Paris)

(Verehrer) Ihre beiden Briefe, in welchen Sie mich um eine Antwort bitten, habe ich erhalten. Wie ich Ihnen schon mündlich versicherte, wird es mir angenehm sein, wenn Sie freundschaftliche Gefühle für mich empfinden und ich kann Ihnen dasselbe nur jetzt schriftlich wiederholen. Sollten die dunkeln Andeutungen in Ihrem Briefe, die ich nicht verstehe, einen andern Sinn haben, so würde mich die aufrichtig schmerzen, da mir meine ganze Stellung und Verhältnisse nicht erlauben, in irgendeine andere Beziehung zu treten. (etwa 1835, an einen Verehrer)

(München) Kehren wir noch auf einen Augenblick zu meinem lieben Mann nach München zurück. – Wahrscheinlich hatten Sie vor beinahe einem Jahr in den Zeitungen von seinem enormen Glücke gelesen, dass ihn nämlich der jugendliche König, der sehr musikalisch und zugleich ein Enthusiast der Wagnerischen Musik ist, in Zürich aufsuchen ließ und zu sich bescheiden, ihm ein sorgenfreies Leben bot, damit er ungehindert arbeiten solle; wozu es aber noch nicht gekommen. – Ihr lieber schöner Freund Pecht und mehreres verschrobenes frivoles Gesindel bewegt sich in seiner Nähe, dass man sich in den Zeitungen darüber mokiert, wie z. B. in der Augsburger Allgemeinen Nr 50 und 55. Sogar der Punsch der in München erscheint, liefert die witzigsten Lächerlichkeiten über Richards Leben und Luxus, was für deutsche Begriffe immer sehr schlimme Folgen haben kann. Es ist wahr, dass manche kleine Übertreibung nur Neid zum Grunde liegt, doch habe ich von Augenzeugen die fabelhaftesten Geschichtchen gehört, die eben nur von Narren zu erwarten sind, von vernünftigen aber nur verhöhnt werden müssen und nun genug, beten wir für den Rumorhäuser – so wird er nämlich genannt, seine arme Seele. (28.3.1864, an den befreundeten Maler Ernst Benedikt Kietz)

CC = Cäcilie, Wagners Lieblingsschwester, mit dem Buchhändler Eduard Avenarius verheiratet, der die Pariser Niederlassung von Brockhaus leitete.

EH = Emma Herwegh, Freiheitskämpferin und Salonistin, Frau von Georg Herwegh

JS = Jakob Sulzer, Staatsschreiber in Zürich, mit Wagner seit 1849 eng befreundet.

MS = Mathilde Schiffer, Freundin Minna Planers in Dresden