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Biografie
  1813 – 1832  Jugend
  1833 – 1842  Theaterpraxis
  1842 – 1849  Dresden
  1849 – 1858  Exil in Zürich
  1858 – 1864  Wanderjahre
  1864 – 1865  München
  1866 – 1870  Exil in Tribschen
  1871 – 1876  Bayreuth
  1877 – 1883  Tod in Venedig

Frauen
  Jugend
  Minna Planer
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  Mathilde Wesendonck
  Liebschaften
  Cosima
  Judith Gautier
  Carrie Pringle

Freunde
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  Hans von Bülow
  Ludwig II.
  Friedrich Nietzsche
  Theodor Apel
  Heinrich Laube
  August Röckel
  Michail Bakunin
  Samuel Lehrs
  Heinrich Heine
  Gottfried Semper
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  Eliza Wille
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Familie
Kinder

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  Samuel Lehrs
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WAGNERS BIOGRAFIE    SYNCHRONIK    THEATERSTÜCK    AUSSTELLUNG 

Michail Bakunin

 Michail Bakunin
   
  Michail Bakunin

* 30. Mai 1814 Prjamuchino / † 1. Juli 1876 Bern
Russischer Publizist, Politiker

Bakunin war der Sohn einer wohlhabenden russischen Adelsfamilie. Auf dem Landsitz seiner Eltern lebten mehr als 500 Leibeigene. Er 14 Jahren wurde er auf eine Kadetten-Akademie in St. Petersburg geschickt und er schlug die Offizierslaufbahn ein. 1835 quittierte Bakunin den Militärdienst und übersiedelte nach Moskau, wo er ein Philosophie-Studium aufnahm. Seit 1840 lebte Bakunin in Deutschland, er studierte die Schriften der Junghegelianer und war tief beeindruckt von der Religions-Kritik Ludwig Feuerbachs. Anfang 1842 kam er nach Dresden, hier verkehrte Bakunin regelmäßig im Salon des Komponisten und Dirigenten Ferdinand Hiller. Wahrscheinlich ist, dass es hier zu einer ersten Begegnungen mit Richard Wagner kam. In Dresden publizierte Bakunin unter einem Pseudonym den Artikel "Die Reaction in Deutschland". Mit seinem Schlußsatz "Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust" begründete Bakunin den politischen Anarchismus. Wenig später verließ Bakunin Sachsen, er verbrachte zwei Jahre in der Schweiz, anschließend lebte er in Paris und Brüssel. Nach den Ausbruch der Februar-Revolution im März 1848 in Paris wurde Bakunin zum aktiven Politiker an verschiedenen revolutionären Schauplätzen Europas. Im Juni 1848 beteiligte er sich am erfolglosen Aufstand der Tschechen gegen das Habsburger Regime, der nach nur fünf Tagen blutig niedergeschlagen wurde. Auf der Flucht vor den österreichischen Behörden gelangte Bakunin im Frühjahr 1849 erneut nach Dresden, wo sich in der Wohnung von August Röckel, Operndirektor am Hoftheater von Dresden und enger Freund Wagners, versteckte. Nach der Generalprobe für eine Aufführung der 9. Sinfonie Beethovens, die Wagner am Palmsonntag 1849 dirigieren wollte, kam es zu einer denkwürdigen Begegnung mir Richard Wagner, die er in seiner Autobiographie "Aus meinem Leben" geschildert hat:

" Noch einmal am Palmsonntage des neuen Jahres 1849 erlebte ich eine schöne Genugtuung. Die Kapelle hatte, um sich einer großen Einnahme zu versichern, nochmals zur Aufführung der Neunten Symphonie Beethovens gegriffen; alles bot seine besten Kräfte auf, diese zu einer der schönsten zu machen; das Publikum nahm sie mit offenbarer Begeisterung auf. Der Generalprobe hatte heimlich und vor der Polizei verborgen Michael Bakunin beigewohnt; er trat ohne Scheu nach der Beendigung derselben zu mir an das Orchester, um mir laut zuzurufen, daß, wenn alle Musik bei dem erwarteten großen Weltenbrande verlorengehen |sollte, wir für die Erhaltung dieser Symphonie mit Gefahr unseres Lebens einzustehen uns verbinden wollten. Wenige Wochen nach dieser letzten Aufführung schien dieser ´Weltenbrand´ von den Straßen Dresdens aus sich wirklich entzünden zu wollen, und Bakunin, mit welchem ich bis dahin in sonderbarer und ungewöhnlicher Weise in näheren Umgang getreten war, schien dabei wirklich das Amt eines Oberfeuerwerkers übernehmen zu sollen".

Bakunins politisches Konzept einer völliger Zerstörung der politischen Ordnung deckte sich mit der theatralischen Vision Wagners von der Zerstörung Walhallas im Finale der "Götterdämmerung". Für die "Nibelungen-Oper", die Wagner bereits 1848 in einer ersten Skizze konzipiert hatte, interessierte sich Bakunin jedoch nicht. In dieser ersten Prosafassung "Der Nibelungen-Mythus. Als Entwurf zu einem Drama" findet sich zwar im Finale das Motiv der ansteigenden Fluten des Rheins, in die Hagen hinabgezogen wird, es fehlt dagegen noch der "Weltenbrand", den Wagner erst in späteren Fassungen eingefügt hat.

Als am 3. Mai 1849 der Aufstand gegen das sächsische Königshaus ausbrach, übernahm Bakunin die militärische Leitung und er versuchte vergeblich, Dresden gegen die anrückenden Truppen zu verteidigen. Als nach dreitätigen Straßenkämpfen am 9. Mai die Aufständischen von preußischen und sächsischen Truppen geschlagen waren, verließ Bakunin mit anderen Beteiligten, darunter August Röckel und Richard Wagner, die Stadt. Am folgenden Tag wurden er und Röckel in Chemnitz gefangen genommen, während Wagner die Flucht nach Weimar und mit Hilfe von Liszt schließlich in die Schweiz gelang. Bakunin und Röckel wurden auf der Festung Königstein inhaftiert und im Frühjahr 1850 zum Tode verurteilt. Wagner schrieb daraufhin einen an beide gerichteten Brief.

> Brief Wagner an Bakunin, März 1850

Wenig später begnadigte der sächsische König Bakunin und Röckel zu lebenslanger Haft; Bakunin wurde umgehend wegen seiner Beteiligung am Aufstand in Prag ausgeliefert und in Olmütz an eine Kerkerwand gekettet. Auf Druck der russischen Behörden wurde Bakunin schließlich im Mai 1851 in das Zaren-Reich abgeschoben und zunächst in St. Petersburg inhaftiert und später nach Sibirien verbannt. Dort gelang Bakunin 1861 die Flucht und er reiste über Japan und die USA nach London. Hier nahm er Kontakt mit dem emigrierten russischen Revolutionär Alexander Herzen auf. Durch Malwida von Meysenbug, die mit Herzen eng befreundet war, erfuhr auch Wagner, der Bakunin bereits für tot hielt, von seiner Flucht. Ein persönlicher Kontakt zwischen Wagner und Bakunin kam jedoch nicht mehr zustande. Bakunin verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Italien und der Schweiz. Cosima hat in ihren Tagebüchern festgehalten, dass Wagner auch in seinen späteren Lebensjahren immer wieder von seiner Begegnung mit Bakunin berichtete. Am 27. November notierte Cosima: "Bakunin wird von Richard erwähnt, der alles niederbrennen wollte, alles. ´Du wirst dann nicht nicht so viel Instrumente brauchen und das wird sehr gut sein!´ habe er zu Richard gesagt".