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Cosima

 
 
 
 

Hans von Bülow als Komponist

[Sinfonische Dichtung „Nirwana“:] Die inbrünstige Sehnsucht nach Erlösung aus den Qualen des individuellen Daseins in leidenschaftlichem Kampfe mit einem heftigen, an das Leben geklammerten Willen, ... der Entschluss zum freiwilligen Selbstopfer. (22.8.1867, anlässlich der UA im Programmheft der Tonkünstler-Versammlung des Allgemeinen deutschen Musikvereins in Meiningen)

[Nirwana und Cäsar-Ouvertüre:] Deine Erfindung hat mich sogleich betroffen. Deine Gabe hierfür ist unverkennbar stark, und namentlich offenbart sie sich in der jüngeren Komposition, der Orchester-Phantasie. Die thematische Struktur, in Anlage und Ausführung ist groß und übersichtlich, und besonders in der Phantasie neu, weil ganz aus dem Gegenstande hervorgegangen. Die Charakteristik der Motive ist deutlich, doch in der Cäsar- Ouvertüre noch nicht so bestimmt wie in der Phantasie. ... Hier bist Du Deiner Sache gewisser gewesen und wenn ein Musikstück „Stimmung“ hat, so ist es dieses: dass es eine grässliche Stimmung ist, ist eine andere Sache. ... Ich kann somit nicht anders, als Dir Meisterschaft zuzusprechen, so dass ich der Meinung bin, Du kannst alles machen, was Du willst. Wenn ich dagegen – in Bezug auf das Formelle – ein gründliches Bedenken habe, so ist es Dein Verhalten zum harmonischen Wohlklang: hierin – gestehe ich Dir – habe ich noch keinen andren Eindruck gewonnen, als den einer höchst bedeutenden Musik auf verstimmten Instrumenten vorgetragen ... Ich entsinne mich nicht, durch ein neueres Musikstück, trotz mangelhafter Kenntnis, so stark in meiner Stimmung betroffen worden zu sein. (26.10.1854, W an Bülow)

[Nirwana] Es ist ein großartiges Stück und beweist, dass Bülow vielleicht auch ein großer Komponist geworden wäre, wie er der größte Klavierspieler und Dirigent ist. Die Aufführung der „Eroica“, nun ohne Proben, war das Großartigste, was Du Dir denken kannst. ... Trotzdem im Finale in den Geigen ein kleiner Lapsus passierte, war es eine Aufführung, wie ich sie nie mehr hören werde. Im Trauermarsch war in jeder Note ein Geist und eine Seele drin, wie ich es nie für möglich gehalten hätte, dass ein Orchester das leisten könnte, und das Finale: über das Finale kann ich sagen, ging mir zum erstenmal das ganze Licht der Beethovenschen Sonne auf; Beethoven, wenn er’s gehört hätte, hätte gesagt, nun verstehe ich erst die ganze Größe meiner Musik; ich war so ergriffen, dass ich nach dem letzten Satze im Musikzimmer weinte wie ein Kind; ich war da mit Bülow allein und da hat er mich umarmt und mir einen Kuss gegeben, den ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde. (nach dem 29.1.1886, Richard Strauss an seinen Vater)

[Über seine sinfonische Dichtung „Nirwana“:] Die Ouvertüre erscheint uns Heutigen als ein recht zahmer Vorstoß in neudeutscher Richtung, für ihre Zeit war sie bemerkenswert, und jetzt noch kann man sie mit Interesse hören als das Werk eines geistvollen, keineswegs fantasielosen Musikers. (26.3.1919, Berliner Tagblatt anlässlich einer Aufführung von „Nirwana“ zu Bülows 25. Todestag)

[Nirwana] Ich habe nämlich das Stück mit eigenen Ohren noch nicht gehört und es wäre mir interessant gewesen für etwaige künftige Fälle (Rückfälle) aus dem Hören einiges für mich zu lernen, sei es auch nur, wie ich es eben „nicht mehr zu machen hätte“. (14.7.1874, an den Sondershausener Hofkapellmeister Max Erdmannsdörfer)

Erst im 10. Jahre angefangen, Musik zu treiben – kein Wunderkind – leider auch jetzt nicht einmal. Hofft noch einmal etwas Anständiges zu komponieren, wenn er als Exekutant sich vollständig durchgefressen hat. (2.10.1857)

Ichbin eigentlich schon längst mit mir darüber einig, dass ich über eine lyrische Ader nicht verfügen kann. Dennoch probiere ich an mir herum und werde nicht eher aufhören, bis ich davon, ich möchte sagen, eine ohrfeigenartige Gewissheit erlangt habe. Mein eigentliches Feld ist reflektives Grausen. (19.7.1959, an den Komponisten und Pianisten Hans Bronsart von Schellendorff)

C = Cosima
W = Richard Wagner
FB = Franziska von Bülow, Bülows Mutter
MS = Marie Schanzer, Schauspielerin, zweite Ehefrau