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Cosima

 
 
 
 

Minna Planer (Ehefrau No. 1) über Wagners Charakter

(Egoismus) Alle die ihm angehören, wir genieren ihn nur noch, sind ihm im Wege. Richard hat durch den schlechten Umgang allen Charakter verloren (1862, an CC)

(Egoismus) Es wird so kalt und sie [Minnas Eltern] haben nichts als das, was ich beschließe, ich weine oft blutige Tränen und schon darum hasse ich R. Alle Menschen aus Leichtsinn so verkommen zu lassen, das ist himmelschreiend!! (26.10.1850, an MS)

(Egoismus) Leider hatte ich mich zu meinem großen schönen Geburtstage so entsetzlich erkältet, weil mich mein guter Mann in den Tuilerien beinahe zwei Stunden auf sich warten ließ, dass ich den rechten Arm mehrere Tage und Nächte nicht ohne die heftigsten Schmerzen nur wenig zu bewegen im Stande war. Dies war mein Geburtstagsgeschenk von ihm, weiter hatte ich nichts bekommen für dies Mal. Nur Ihre lieben guten Wünsche, wofür ich Ihnen herzlich danke, und einen Brief von meinen guten treuen Tichatscheks [Sänger in Dresden, Anm]. (1860, an MS, aus Paris)

(Egoismus) Sie werden erfahren haben, dass es meinem Gatten in den Kopf kam, plötzlich auf das Land zu ziehen. Wie gern ich in meiner kleinen Häuslichkeit geblieben wäre und Sie bei mir empfangen, brauch ich wohl nicht erst zu versichern. (1852, an MS)

(Eitelkeit) Richard hat mehr Feinde, aber sein größter Feind ist er selbst. Du glaubst nicht, wie eitel er durch die albernen Weiber geworden und wie schlecht und bös ... gegen mich. (1865, an CC)

(Eitelkeit) Wie groß steht Richard als Künstler da. Als solcher wird er unvergesslich bleiben und man kann nur schmerzlich bedauern, dass er als solcher den göttlichen Genius, den ihm Gott gegeben, nicht besser verwertete, sich durch elende Genüsse – Dinge abringen ließ und durch unwürdige, äußerliche Fadheiten zum ganz gewöhnlichen Gecken herabsank. - Leider geht er als Künstler unter, denn seitdem er sich von mir getrennt, hat er auch nichts mehr geschaffen. [Sein Leben löst sich] in abgeschmackte unwürdige äußerliche Erbärmlichkeiten auf. (1865)

(Gesichtsrose) Mir ist eine so lange Abwesenheit unerträglich, dennoch muss ich sie diesmal billigen, weil ich die Notwendigkeit sehe. Seine Laune grenzte vollkommen an Verzweiflung, nichts konnte er unternehmen, kaum einen Spaziergang machen oder lebhaft sprechen, da hatte er sie in letzter Zeit, im Mai drei mal. Das Übel nahm immer mehr zu. Ende August hoffte Richard gesund und zurück zu sein, Ausflüge dürfte er mit uns wohl schwerlich machen dürfen dagegen mit mir. (15.6.1856, an MS, nach W's zwölfter Gesichtsrose)

(Gesichtsrose) Richard ist, Gott sei Dank, jetzt auch ziemlich wieder gesund, obgleich er sich noch recht halten muss, um einem Rückfall der langweiligen Gesichtsrose zu parieren. Mehr als 9 Wochen musste er im Bett meistens zubringen. Bei Richards Lebhaftigkeit, besonders aber eine peinigende Gehirnunruhe, die er hatte, war es sehr schwer und ich hatte viele garstige Launen dadurch zu ertragen die mir nicht gerade zuträglich waren, doch ist nichts an mir gelegen. (16.2.1856, an MS)

(Infantilität) Aus dem Grunde, dass mein Herr und Gebieter noch unwohl ist, konnten wir Frau Hoffmann nicht singen hören ... ich musste eben mein Kind pflegen. (25.1.1855)

(Infantilität) Du armes Kindchen, jetzt wünsche ich vor allem dass Du wieder recht wohl sein möchtest und nicht missmutig. (1855, an W nach London)

(Infantilität) Es klingt fasst lächerlich ... da ich doch keine kleinen Kinder habe, in Richard selbst besitze ich aber wenigstens ein halb Dutzend. (an MS)

(Infantilität) Früh muss ich ihn ein- und abreiben, einige Stunden später ein 18 Grad warmes Duschbad geben, wieder abreiben, dann Abends wieder Abwaschung und Einreiben mit Olivenöl. (...) Dann ist das Essen so mühsam zu bereiten, da er nichts anderes als Wildbret isst und sonstige Variationen. Für uns mache ich es einfacher, doch ist das schon wieder zweierlei Kocherei und dieses muss ich alles selbst machen, an Natalien habe ich keine Hilfe. (...) Dann wieder Nähereien, auch wieder Stickereien, die er durchaus wünscht. (1851, an MS)

(Infantilität) In meinem Gatten habe ich mindestens 4 kleine Kinder zu versorgen. (1852 an MS)

(Launen) Er ist nicht sehr geduldig, wie Sie wohl denken können. Doch verdenke ich es ihm nicht, es ist zu langweilig für eine lebhafte Natur, immer im Neste liegen zu müssen. (an MS, 1855/56)

(Launen) Er macht mir wirklich rechten Kummer, er wird auch nicht besser, trotzdem er über 40 Jahre hinaus ist. Dumme alberne Menschen nehmen solche und andere Auswüchse dem Genie zu gute, ich als Frau bleibe stumm. (1854, an MS)

(Launen) Hat Richard auch seine Launen, unter denen ich ja furchtbar leide, so ist es immer sein Unwohlsein, dann kommt doch wieder ein Moment, wo man verzeiht. Dann arbeitet er auf seiner Stube und wir sehen ihn nur von Mittag an, bis dahin gehören wir uns an und können uns der herrlichen Natur weiden. (9.2.1853, an MS)

(Luxus) Ich war also mit Richard gerade 8 Tage in dem verhängnisvollen Paris. Wir lebten dort meistens mit unseren alten armen Freunden zusammen, in ein Theater bin ich nicht gekommen. Richard hat mich mit Geschenken reich bedacht, zum Beispiel mit einem seidenen Schlafrock, in dem sich eine Königin nicht zu schämen brauchte, dann zwei Hüte aber viel kleiner als der Ihrige, den Sie vorigen Sommer hier aufhatten, fast nicht größer als eine Haube, davon ich auch zwei bekommen habe, ein Mäntelchen von wollenem sonderbaren Stoff. Die Überraschung aber bei unserer Zurückkunft, war aber noch größer, alle meine lieben, alten Möbel waren beiseite geschafft und an ihrer Statt rotseidene und samtene gestellt, auch rote Vorhänge mit gesticktem Tüll darunter. Ich muss es Ihnen gestehen, meine teuere Freundin, dass es mich eher schmerzte als freute und es war als ob ich in eine fremde Stube käme, nicht mehr in meine heimlichen mit der ich ja vollkommen zufrieden war, ich musste mich erst herzhaft ausweinen, der gute, närrische Mann, in solchen äußeren Flittern liegt mein Glück nicht. (14.11.1853, an MS)

CC = Cäcilie, Wagners Lieblingsschwester, mit dem Buchhändler Eduard Avenarius verheiratet, der die Pariser Niederlassung von Brockhaus leitete.

EH = Emma Herwegh, Freiheitskämpferin und Salonistin, Frau von Georg Herwegh

JS = Jakob Sulzer, Staatsschreiber in Zürich, mit Wagner seit 1849 eng befreundet.

MS = Mathilde Schiffer, Freundin Minna Planers in Dresden