Minna Planer (Ehefrau No. 1) über ihre Liebe zu Wagner
Die Liebe geht namentlich bei einem Weibe nur aus Liebe hervor, und immer habe ich mit Liebe und Mut selbst mit Lächeln das Schlimmste ertragen. (8.5.1850, an W nach der Laussot-Affäre)
Dresden kann der Ort meines zukünftigen Aufenthalts nicht sein. Ich würde als Deine zurückgelassene Frau eine traurige Rolle spielen. Eine Stelle anzunehmen, wie sich mir schon geboten, die mir allerdings eine sorgenfreie Existenz bietet, willst Du nicht zugeben, und würde auch ein zu lange Trennung herbeiführen, die ich selbst kaum ertragen könnte, denn ich liebe Dich trotz allem, was Du mir getan, doch immer noch. Du kannst ermessen, mein lieber Richard, wie stark sie gewesen sein muss, hast Du es aber nicht Wort, und willst mir absprechen, dass Du mir nichts Übles zugefügt, so werde ich mich zu beherrschen wissen und ich komme nicht wieder zu Dir, sollte ich auch darüber zu Grunde gehen. (18.7.1849, an W)
Etwas Mut besaß ich früher wohl, doch wenn der Reiter wiederholt von seinem übermütigen Ross abgeworfen worden, zwar den Hals noch nicht dabei gebrochen hat, aber doch so schmerzhaft dadurch verletzt wurde, dass sein Mut gebrochen ist, so scheut er sich, dieses unbändige Ross endlich doch wieder zu besteigen und zieht es vor, ein minder edles zu besteigen, wo er sein Ziel etwas später zwar, doch umso sicherer und ohne halsbrechende Gefahr erreicht. (18.7.1849, an W vor ihrer Ankunft in Zürich)
Gut bist [du] im Grunde Deines Herzens doch; das wusste ich ja immer, nur in Deinem Kopf, in dem so viel Schönes und Herrliches wohnt, entspringt zuweilen auch viel Schlimmes für Deine nächste Umgebungen. – Alles soll nun vergeben und vergessen werden. (...) Mann und Frau müssen sich gegenüber offen und ehrlich über alles aussprechen, sich gegenseitig Gutes und Böses anvertrauen sich gegen einander raten und beistehen, kurz es muss Aufrichtigkeit herrschen sonst wohnt kein Glück und Segen im Haus ... Gott hört und sieht Alles und straft oft hart diejenigen die Unkraut unter den Weizen säen. (Juli 1865, an W)
Mein lieber Engländer! Heut vor zwei Monaten war der schwere Tag für mich arme Frau, als Du mich zurückließest und jenseits des Meeres zagend. Schon dass so weit von seinem Mann getrennt ein Weib einsam daheim sitzt, das ist unaussprechlich hart (sagt Klytämnestra). Nur ist der Unterschied, dass diese heuchelte, während es mir aus der Tiefe meines Herzens geht, was ich hier eben geschrieben. Ich kann den heutigen Tag nicht würdiger vollbringen, als wenn ich mich ein wenig mit Dir unterhalte, obgleich ich Dir nichts zu berichten habe. nach dem Konzert hast Du nur noch vier Konzerte zu dirigieren, dann bald nur noch drei usw. Dann geht es mit Riesenschritten bergab, dann sehe ich Dich bald, dann geht es mir ganz gut und dann endlich gehen wir auf den göttlichen Seelisberg und freuen uns, dass wir uns wieder haben, genießen die himmlische Luft und bewundern die Natur! Das schöne Wetter dauert hier noch immer fort, mich zieht es gewaltsam fort, möchte mit den Vögelchen fliegen können und zu Dir: – O, ich dumme, arme Frau, dass ich Dich nur fortgelassen habe, na wart, es soll nur wieder ein so vertrackter Engländer kommen, der Dich mir entführen will. Dem will ich einen Tusch geben, dass er über den Ozean zurückfliegen soll, wobei ihm Hören und sehen vergehen soll. Du armes Kindchen jetzt wünsche ich vor Allem dass Du wieder recht wohl sein möchtest und nicht missmutig. (25.4.1855, an W in London, der dort acht Konzerte dirigiert)
Meinen sonst guten Mann habe ich schon lange begraben, obgleich mir das Herz dabei gebrochen, werde ich doch, solange ich lebe, um ihn trauern. (25. Dezember 1865)
Nicht diesem Brief, der viel unwahre Beschuldigungen so wie Beleidigungen enthält, nur meiner all zu großen Liebe, die mich das Vorgefallene vergessen und verzeihen lässt, danke ich die Wiedervereinigung! (1850, auf einen Versöhnungsbrief W's)
Sieh, lieber Richard, das ist ein zu empfindlicher Punkt, für eine Frau wie ich bin, die lieber alles vermeidet nur ihren Mann zu Liebe, dass er als ein Ehrenmann in den Augen der Leute dastehen soll. Ich bin nun einmal von so kleinlichen Ansichten, die ich mir beim besten Willen nicht abdisputieren kann, darum entschuldige mich. (18.7.1849, an W vor Ankunft in Zürich)
Trotzdem ich nun schon aus Erfahrung wusste, was ich von Richards Briefen, seinen Versprechungen zu halten habe, entschloss ich mich darnach [nach seinen Bitten], mein Schicksal von neuem an einen Mann zu ketten, mit dem ich doch schon das Schlimmste ertragen hatte und war abermals bereit, alles Leid, wie es auch kommen möchte, mit ihm zu teilen, denn ich liebte ihn ja immer noch, trotz allem was er mir im Leben zugefügt. (Mai 1850, an MS)
Wagners Gesundheit ängstigt mich jetzt nicht mehr, sein Unwohlsein war im Grunde weiter nichts als Heimweh, Sehnsucht nach seiner Ehehälfte. (18.9.1849 aus Zürich an MS)
CC = Cäcilie, Wagners Lieblingsschwester, mit dem Buchhändler Eduard Avenarius verheiratet, der die Pariser Niederlassung von Brockhaus leitete.
EH = Emma Herwegh, Freiheitskämpferin und Salonistin, Frau von Georg Herwegh
JS = Jakob Sulzer, Staatsschreiber in Zürich, mit Wagner seit 1849 eng befreundet.
MS = Mathilde Schiffer, Freundin Minna Planers in Dresden |