Heinrich Laube
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Heinrich Laube |
Schriftsteller, Dramatiker, Journalist und Theaterleiter.
* 18. September 1806, Sprottau (Szpotawa) / † 1. August 1884, Wien
Laube, der aus einfachsten Verhältnisse stammte, studierte zunächst Theologie an der Universität Halle-Wittenberg, später Literaturgeschichte in Breslau. Seit 1829 war er als Theaterkritiker tätig. Nach einem Intermezzo als Hauslehrer, wurde Laube 1832 Redakteur der in Leipzig erscheinenden „Zeitung für die elegante Welt“. Im folgenden Jahr erschien mit dem Titel „Die Poeten“ der erste Teil seiner autobiographischen Romantrilogie „Das junge Europa“. Laube wurde zu einem der Wortführer der „Jungdeutschen“, eine literarische Bewegung junger, liberal gesinnter Dichter in der Zeit des Vormärz, die etwa ab 1830, beflügelt von der Julirevolution in Frankreich, publizistisch aktiv wurden und deren Schriften 1835 auf Beschluss des damaligen Deutschen Bundestages der Fürsten verboten wurden.
Die Verbindung von Kunst, Politik und erotischer Freizügigkeit in Laubes Schriften übte auf Richard Wagner einen nachhaltigen Einfluss aus. Laube förderte zudem die schriftstellerischen Arbeiten Wagners und ermöglichte ihm im Juni 1834 die erste Publikation seines Aufsatzes „Die Deutsche Oper“ in der „Zeitung für die elegante Welt“, bei der er Redakteur war. Laube trug Wagner das Textbuch zu einer Oper »Kosciuszko« an, das Wagner jedoch nicht vertonte. Wagners C-dur-Symphonie fand er »kecke, dreiste Energie der Gedanken« und doch so »jungfräuliche Naivität«, daß er große Hoffnungen auf die musikalischen Talente des jungen Mannes setze.
1834 wurde Laube erstmals wegen politischer Umtriebe verhaftet und angeklagt. Nachdem er mehrere kürzere Haftstrafen verbüßen musste, reiste er 1839 nach Paris. Dort lernte er fast alle Größen der französischen Kunst und Literatur kennen. Seit 1840 lebte Laube erneut in Leipzig, wo er sich als Dramatiker betätigte. Seine Tragödie „Struensee“ wurde jedoch von der Intendanz des Königlichen Theaters in Berlin abgelehnt und Laube vermutete, dass eine Intervention des Komponisten Giacomo Meyerbeers die Ursache sei, dessen Bruder ebenfalls ein „Stuensee“-Stück verfasst hatte.
1847 veröffentliche Laube sein Drama „Struensee“ mit einer antisemitischen Vorrede, welche die Argumentation vorwegnahm, die Richard Wagner in seiner berüchtigten Schrift „Über das Judenthum in der Musik“ (1850) aufgreifen sollte. Den Misserfolg seines Bühnenwerkes erklärte Laube durch eine jüdische Verschwörung: „Ein fremdes Element dringt neuerer Zeit überall in unsere Bahnen, auch in der Literatur. Dies ist das jüdische Element. Ich nenne es mit Betonung ein fremdes; denn die Juden sind eine von uns total verschiedene orientalische Nation heute noch, wie sie vor zweitausend Jahren waren“. Laube sprach sich für radikale Lösungen aus: „Entweder wir müssen Barbaren sein und die Juden bis auf den letzten Mann austreiben, oder wir müssen sie uns einverleiben“.
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Paulskirchenversammlung in Frankfurt |
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Laube betätigte sich zunehmend in der Politik und zog 1848 in die Paulskirchenversammlung in Frankfurt. Hier galt er als Monarchist und zugleich als Anhänger eines Großdeutschen Nationalstaates. 1849 wurde Laube zum künstlerischen Direktor des Wiener Burgtheaters berufen, ein Amt, das er bis 1867 ausübte.
Laube hoffte in dieser Zeit, dass Wagner ihm helfen würde, in München als Intendant des Hoftheaters verpflichtet zu werden und erbat dazu Wagners Fürsprache. Für das Scheitern seiner Bewerbung machte er dann Wagner persönlich verantwortlich und rächte sich mit einer bissigen Kritik an den „Meistersingern von Nürnberg“. Wagners Antwort waren 1868 die spöttischen Gedichte: „Drei Sonette an Heinrich Laube“:
I.
Kein Dichter zwar, kein selig blond gelockter,
die Welt doch möchtest gerne Du beluchsen,
dass, was Du theatralisch liebst zu drucksen
zur Abwehr Göth'- und Schiller'scher Verstockter,
des Titels werth sei, den Du führst als Dokter;
und wagte Einer gegen Dich zu mucksen,
als Jäger lerntest Du vom schlauen Fuchsen,
wie man dem Gegner tüchtig aufpasst, bockt er.
Du hieltest klug Dir des Theaters Sperling
zur Hand, statt auf des Tempel's Dach die Taube;
die Politik auch liessest Du Herrn Schmerling;
Nun pensionirt mit Wiener Pfunden Sterling,
schmäh'st sauer Du des Dichters süsse Traube;
entpupp'st als Rezensent Dich, Heinrich Laube! |
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II.
Jetzt sei gepriesen Leipzig's Stadttheater!
Wer um die Kunst nun heulte noch und flennte,
da, wo einst herrschte Präsident von Ente3,
der Rath Dich wählt zum Komödianten-Vater?
Bald pack'st Du nun der Presse Attentater,
Du kirr'st sie durch Tantièmen und Prozente;
Dir fängt den Speck der kühnste Rezensente,
und Katz' und Mäuse hält in Zucht der Kater.
Nur dort, wo traulich Wissenschaft und Handel,
zu eins gepresst durch des Buchdrucker's Schraube,
sich conserviren trotz der Zeiten Wandel,
nicht da, wo stets die Kunst nur bleibt Getandel,
und an was Recht's Dir nie erwuchs der Glaube,
sei noch einmal Director, Heinrich Laube! |
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III.
O, Welt! Nun wende Deinen Blick nach Sachsen,
vertrauensvoll lass' ihn nach Leipzig schielen:
auf jenem Feld, wo Deutschland's Krieger fielen,
dort hörst Du bald das Gras der Kunst nun wachsen.
Jetzt merke auf, wie des Theaters Faxen
sich wandeln zu verteufelt ernsten Spielen;
des Dichter's Hand bedeckt sich bald mit Schwielen,
von ihren Schlägen soll die Bühne knacksen.
Dann hörst Du unerhörten Lobes Kracher:
für Deutschland's Vortheil kämpft mit Wuthgeschnaube
der associirte einst'ge Widersacher:
und Alles eint sich dann in sanftem Schacher,
bringst unter Leipzig's Stadttheater-Haube
Du mit der Kunst Dich, grosser Heinrich Laube. |
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Heinrich Laube |
Nachdem sich für ihn die Münchner Hoffnungen nicht erfüllt hatten, nahm Laube 1868 eine Berufung als Direktor des Leipziger Stadttheaters an, das er ab 1869 leitete. Danach übernahm Laube die Leitung des Wiener Stadttheaters. |