Mime
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Mime und Siegfried (von Arthur Rackham) |
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Die Figur des Mime ist der Bruder und zugleich der Gegenspieler Alberichs in "Ring des Nibelungen". Inspiriert wurde Wagner zu dieser Figur durch die mittelalterliche Epik, in der Mime als Schmied dargestellt wurde.
In "Das Rheingold" tritt Mime nur in der dritten Szene als einer der unterdrückten Nibelungen auf. Hier wird er von seinem mächtigen Bruder Alberich gezwungen, aus dem gestohlenen Rheingold einen Tarnhelm zu schmieden. Von zentraler Bedeutung wird Mime erst im dritten Teil des Zyklus "Siegfried". Mime ist der Erzieher Siegfrieds, der bei ihm aufwächst. Er hat Sieglinde bei der Geburt Siegfrieds geholfen, um nach ihrem Tod Siegfried bei sich zu behalten. Gegenüber Siegfried gibt sich Mime zugleich als Vater und Mutter aus; er verfolgt damit nur den Plan, Siegfried zu benutzen, um den Drachen Fafner zu töten, der im Besitz des Rings ist. Mime ist jedoch nicht in der Lage, das Schwert Nothung neu zu schmieden, dass Sieglinde hinterlassen hat. Nachdem Siegfried das magische Schwert geschmiedet hat, wird er von Mime zur Höhle des Fafner geführt, den er tötet. Es kommt zu einem erneuten Zusammentreffen mit seinem Bruder Alberich, der sich in der Nähe der Höhle versteckt gehalten hat, um den Ring zurückzugewinnen. Es kommt zu einem Streit zwischen den beiden Brüdern. Als Siegfried mit Ring und Tarnhelm erscheint, möchte Mime ihn mit einem Gifttrank ermorden. Da er jedoch nicht fähig ist, seine Absichten zu verbergen, wird er von Siegfried mit dem Schwert Nothung getötet. In der Regieanweisung Wagners heißt es hierzu:
"Man hört Alberich aus dem Geklüft heraus ein höhnisches Gelächter aufschlagen".
Richard Wagner diente Mime in der privaten Korrespondenz als Code-Name für den den verhassten Kabinettsekretär Ludwigs II. Franz von Pfistermeister, da dieser nicht bereit war, die für Wagners Münchener Festspielprojekt benötigten Mittel bereits zu stellen. Auch Ludwig II. war in diese Namensgebung eingeweiht und verwendete diesen Decknamen. Pfistermeister war kein Jude, doch verkörperte er für Wagner spezielle Eigenschaften, wie Habgier und Hinterhältigkeit, die er auch Juden zuschrieb. Den Eindruck, in Mime einer jüdischen Figur zu begegnen, hatte Gustav Mahler, der nach einer Aufführung des "Siegfried", am 23. September 1889 an seine Vertraute Nathalie Bauer-Lechner schrieb:
"Diese Gestalt (Mime) ist die leibhaftige, von Wagner gewollte Persiflage eines Juden (in allen Zügen, mit denen er sie ausstattete: der kleinlichen Gescheitheit, Habsucht und dem musikalisch wie textlich treffenden Jargon)."
Musikalisch erkannte Mahler die Juden-Karikatur in der sogenannten Keifszene zwischen den beiden Brüdern vor der Höhle des Drachen Fafner. In einer grundlegenden Studie über Judendarstellungen in der Musik von 1927 hat der Musikhistoriker Alfred Einstein diese Szene als einen Grenzfall beschrieben, durch den sich Wagner, den er als den "eigentlichen Antisemiten unter den Musikern ansah, einer jüdischen Realistik angenähert hatte. Nibelheim deutete Einstein als ein "mythisches Ghetto", das zwei verschiedene Typen von Juden-Darstellungen erzeugt habe: "den kleineren, gewitzten, schleichenden, erregbaren des Mime, den der unter furchtbaren Druck auch furchtbaren Dämonik des Alberich". |